Interview mit Luca Turilli von „Luca Turilli’s RHAPSODY“

Wir haben Luca auf dem ersten Deutschland-Konzert der „Prometheus Cinematic Europa-Tour“ getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.

Luca, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst und uns ein paar Fragen zu deiner Musik beantwortest. Fangen wir doch mit deiner Tätigkeit als Musikproduzent für Videospiele an. Gibt es Unterschiede zu deiner Arbeit für Luca Turilli´s RHAPSODY?

Ich arbeite noch nicht so lange in der Videobranche. Es ist für Künstler auch schwierig in dieser Branche zu arbeiten, denn du musst es immer so vielen Leuten recht machen und bist dadurch auch in deinem musikalischen Schaffen eingeschränkt. Für RHAPSODY hingegen kann ich in meinem Studio komponieren was auch immer aus meinem Herzen kommt. Diese Freiheit bedeutet mir sehr viel, weshalb mein Fokus auch immer auf der Band RHAPSODY liegt. Aber ich finde es natürlich großartig in der Videobranche zu arbeiten, da ich diesen cinematischen Aspekt liebe.

Genau dieser cinematische Aspekt ist ja auch Teil der jetzigen Tour.

Absolut! Gestern haben wir in Frankreich in einer ausverkauften Halle mit einem großartigen Publikum den Tourauftakt gefeiert. Und nun sind wir bereit, Deutschland zu erobern.

Was kannst du uns über deine musikalischen und lyrischen Einflüsse erzählen?

Den größten Einfluss auf mich haben die modernen Komponisten wie Hans Zimmer oder Danny Elfman. Ich weiß noch genau, als ich meinen ersten Soundtrack zu Batman anhörte. Ab da kaufte ich mir sämtliche Soundtracks auch von älteren Komponisten wie Miklós Rózsa.
Ich liebe Soundtracks dafür, dass sie für alle Genre passen: Thriller, Fantasy, Romantik oder was auch immer. Deshalb bezeichnen wir unsere Musik auch als „Cinematic Metal“ und nicht als „Symphonic Metal“, denn die Bezeichnung „cinematic“ ist eine Ebene über „symphonic“. Wir behandeln nämlich das Orchester wie eine Band und betonen jedes Instrument. Dadurch entsteht dann dieser bombastische Effekt, ähnlich wie bei John Williams.

…und speziell für „Prometheus“?

Für „Prometheus“ habe ich mir mehrere Monate Zeit genommen, um die Hauptmelodien zu komponieren und das Mixing und Mastering der Songs war ein sehr langer Prozess. Und diesmal war es das Ziel, einen Mix für eine sehr hohe Laustärke zu kreieren. Nur dann hörst du die Dynamik in der Musik.

Du verwendest viele Symbole in deiner Musik, wie zum Beispiel das Rosenkreuz oder Engel. Was möchtest du damit ausdrücken?

Das geht zurück in die Zeit, als Alex Staropoli 18 und ich 16 Jahre alt waren. In dieser Zeit wollten wir nachvollziehen, wie das menschliche Gehirn arbeitet, und wie man es befähigen kann, das Leben besser zu verstehen. Es geht also um die spirituelle Evolution. Und das ist etwas anderes als Religion. Spiritualität ist nämlich älter und ist der Ursprung jeder Religion. Ich mache häufig Yoga, meditiere, lese Bücher über Spiritualität und Wissenschaft und verarbeite diese Einflüsse in RHAPSODY. Künstler und gefühlvolle Menschen wissen wie wichtig das ist. Es ist ein möglicher Weg näher an die Wahrheit zu gelangen.

Dein „Dreamquest“-Projekt ist gerade nicht mehr aktiv. Hast du vor, dieses Projekt wieder aufleben zu lassen?

Weißt du, wir hatten da ein paar Schwierigkeiten was „Dreamquest“ anging. Ein zweites Album ist seit 2008 fertig, hat aber bis heute nicht das Licht der Welt erblickt. Ich mag die Songs auch heute noch sehr gerne.

Wie läuft dein Gitarrenkurs „Neoclassical Revelation“ eigentlich?

Luca: Au, das läuft super. Ich würde mich damit gerne noch intensiver auseinandersetzen. Es hat zweieinhalb Jahre gedauert, bis ich sämtliche Werke von Komponisten wie Beethoven, Bach oder Vivaldi umgeschrieben hatte. Man muss also schon ein paar Erfahrungen im Gitarrenspielen haben, aber dann macht es auch richtig Spaß. Es interessieren sich Musiker aus der ganzen Welt dafür.

Kommen wir zur letzten Frage: Was hast du dir für 2016 vorgenommen?

Wir werden natürlich ganz viel touren und im Sommer ein paar Festivals spielen. Ansonsten konzentriere ich mich wieder auf meine Arbeit im Studio. Ich habe schon einige Ideen für ein neues RHAPSODY Album.

Vielen Dank, Luca! Und nun sind wir gespannt auf die Show!

Das Interview wurde Philipp Issler geführt und nachträglich niedergeschrieben.  Eine Veröffentlichung durch Dritte ist untersagt. Fotos von Frank Schwalm

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